post-title Pardon de Barbana – Ein Versprechen mit Tradition

Pardon de Barbana – Ein Versprechen mit Tradition

Pardon de Barbana – Ein Versprechen mit Tradition

Pardon de Barbana – Ein Versprechen mit Tradition

Seit Jahrhunderten ist an jedem ersten Sonntag im Juli die ganze Kirchengemeinde Grados auf den Beinen. Die Madonnenstatue „Maria mit dem Kinde“ wird mit einer beflaggten Bootsprozession in das Herz der Lagune zur Insel Barbana gebracht. Dort soll das alte Gelübde an die Madonna, das „Perdon de Barbana“, erneuert werden.

Schon am Vorabend, dem „Sabo Grande“,  pulsiert die Stadt bereits. In den Lokalen wird live gesungen und die Menschen feiern. Die Boote und Schiffe sind bereits für die Feierlichkeiten des „Perdon de Barbana“ geschmückt und beflaggt. Alles wartet auf den ersten Sonntag im Juli an dem, wie es der Brauch will, die „Madonna des Kindes“ in einer Prozession durch die Stadt getragen wird. Danach bringen Schiffe sie auf die Insel Barbana. Diese, auf den ersten Blick eigenartig wirkende Tradition, basiert auf einem Jahrhunderte alten Versprechen eines Patriarchen.

Das Perdon von Barbana

Günther Mathé, Betreiber des GradoGuide, kennt die Ursprünge dieses Brauches. Alten Aufzeichnungen zufolge soll es diese Tradition bereits seit 1237 geben. Damals legte der Patriarch Leonardo Querini als Dank für das Ende der Pestepidemie der Madonna von Barbana ein Gelübde ab. Es sah vor, dass jedes Jahr mindestens eine Person jeder Familie Grados an der Prozession teilnehmen sollte und die Madonna von Barbana um Verzeihung bittet. Davon leitet sich auch der Name – „Perdon de Barbana“ – ab. Das Versprechen wurde 1925 nach einem grauenhaften Sturm, bei dem 56 Boote der Gradeser Fischereiflotte versanken, erneuert und findet seitdem jährlich statt. Seither wird bei der Prozession für ein gutes Fischereijahr und den Schutz der Fischer gebetet.

Barbana – Eine der ältesten Wallfahrtsstätten

Die Insel selbst hat eine noch längere Geschichte. Bereits im Jahr 582 war das Santuario di Barbana, das Heiligtum Barbana, eine Wallfahrtsstätte. Benannt ist sie nach einem Eremiten, Barbanus, der auf der Insel lebte. Nach einem besonders starken Unwetter fand er in der Nähe seiner Hütte eine Marienstatue, die angeschwemmt worden war. Grado blieb von dieser Sturmflut weitgehend verschont. Aus Dankbarkeit darüber ließ der Patriarch Elia eine Kapelle auf der Insel errichten. Barbana als Wallfahrtsstätte zählt dadurch zu einer der ältesten des Abendlandes. Im Lauf der Zeit wurde die Insel von vielen Überschwemmungen und Stürmen heimgesucht, wodurch das ursprüngliche Kirchengebäude und die Marienstatue zerstört wurden. Die heutige Form der Wallfahrtskirche ist das Resultat der Restaurierung von 1926. Der hohe Glockenturm ist vom Festland Grados gut sichtbar und dient als Orientierungspunkt. Es wird vermutet, dass die Insel einst eine Landzuge war. Das erste Dokument, in der Barbana tatsächlich als eine Insel bezeichnet wird, stammt von Papst Gregor III. aus dem Jahre 734. Das Kloster und die Kirche der Insel wurden über die Jahrhunderte von verschiedenen Orden betreut, wie den Barbaniten, den Benediktiniern und seit etwa 1500 von den Franziskanern.

Heute ist die malerische Insel eine grüne Oase inmitten der Lagune und Ziel vieler Pilger. Erreichbar ist sie durch eine kurze Bootsfahrt durch den Canale della Schiusa. Besonders an diesem Sonntag werden sich viele Leute auf der Insel tummeln, um das alte Versprechen einzulösen. Begleitet von festlicher Musik wird die beinahe lebensgroße Madonna in einer Prozession getragen und ein weiteres Mal um Verzeihung gebeten. Damit Grado ein weiteres Jahr von Stürmen und Unwettern verschont bleiben möge.